Schülerbefragung zeigt: Eltern fürchten sich vor Schulweg mit dem Rad
Jugendliche in Mittelsachsen finden Radfahren schnell, praktisch und cool. Warum spielt dann das Fahrrad auf dem Weg zur Schule nur so selten eine Rolle? Dieser Frage ist der ADFC beim Projekt Schulweg.Aktiv nachgegangen.
Die Gründe dafür, dass das Rad auf dem Weg zur Schule nicht genutzt wird, standen im Fokus der Befragung des Projekts Schulweg.Aktiv. Mit Unterstützung des Landratsamts Mittelsachsen, begleitet von einem Verkehrsplaner und einer Stadtforscherin befragte der ADFC in dem vom Sächsischen Sozialministerium gefördrten Projekt fast 1.900 Schülerinnen und Schüler an weiterführenden Schulen im Landkreis. Sie gaben Auskunft über ihre täglichen Wege zur Schule – und haben bisher unerforschte Einblicke ermöglicht, warum das Fahrrad trotz seiner Beliebtheit und weiten Verbreitung im Alltag ausgerechnet auf dem Weg zur Schule in ländlichen Gegenden nur vergleichsweise selten eine wichtige Rolle spielt.
Die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler fährt mit Bus oder Zug zur Schule. Nur etwa ein Drittel ist regelmäßig mit einer aktiven Mobilitätsform auf dem Schulweg unterwegs, also zu Fuß oder mit dem Rad. Dies ist erstaunlich, denn fast die Hälfte der Jugendlichen hat einen Schulweg von weniger als sechs Kilometern Länge. Diese Distanz ist für den Weg mit dem Rad eigentlich bestens geeignet.
Cool, aber gefährlich
Fast 90 Prozent finden Radfahren praktisch und cool. Gleichzeitig empfinden es zwei Drittel der Befragten aber auch als gefährlich. Der Widerspruch könnte größer kaum sein: Fehlende Radwege, unsichere Straßenquerungen, zu viel Verkehr und zu schnelle Autos machen vielen Jugendlichen den Weg auf zwei Rädern schlicht zu riskant und führen auch dazu, dass Eltern ihren Kindern nicht erlauben mit dem Rad zur Schule zu fahren.
Ein ganz anderes Bild ergibt sich nach Schulschluss: In der Freizeit gehört das Fahrrad für die meisten Kinder und Jugendlichen selbstverständlich zum Alltag. Jugendliche nutzen es, um Freunde oder Familie zu besuchen, ins Freibad zu fahren oder sportlich unterwegs zu sein. Das zeigt: Die Lust am Radfahren ist da, die Bedingungen im Alltag bremsen sie aber aus, sodass für eine Mehrheit der Befragten das Fahrrad zwar eine Option für Sport und Freizeit, jedoch nicht für den Weg zur Schule ist.
Fahrrad spielt eine große Rolle in der Freizeit
An den drei Projektschulen haben wir gemeinsam mit Jugendlichen der 7. bzw. 8. Klasse gemeinsam mit einem Verkehrsplaner Gefahrenstellen im Schulumfeld identifiziert, analysiert und gemeinsam Lösungen entwickelt. Diese wurden in offenen Schulwegforen in den Kommunen gemeinsam mit den politischen Entscheidungsträgern und Vertreter:innen der Verwaltung sowie Eltern und interessierten Bürger:innen vorgestellt. Im Ergebnis der Foren entstand eine Liste von Ideen, welche die Verwaltungen nun prüfen.
Die Botschaft ist klar: Das Fahrrad könnte für viele Schülerinnen und Schüler die perfekte Wahl sein – wenn der Schulweg sicherer wäre.
Die Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.